Mobile Nutzungsszenarien für digitale Inhalte -
Auf den Spuren Ludwigs II. wandeln

Ein Artikel von Dr. Klaus Ceynowa und Markus Bokowsky für die deutsche
Fachzeitschrift "Mobile Technology".

 

Mobile Applikationen bieten Kulturinstitutionen wie Bibliotheken, Archiven und Museen vielfältige Möglichkeiten zur Präsentation ihrer oft einzigartigen, digitalen Inhalte. Die Bayerische Staatsbibliothek zeigt mit der Augmented-Reality-App „Ludwig II. - Auf den Spuren des Märchenkönigs“, wie mobile Nutzungsszenarien für kulturellen Content in Zukunft aussehen können.

Von Dr. Klaus Ceynowa und Markus Bokowsky


Zum 125. Todestag von Ludwig II. im Jahr 2011 hat die Bayerische Staatsbibliothek ein hochinnovatives, in Teilen sogar experimentelles, digitales Angebot entwickelt: die Smartphone-App „Ludwig II. – Auf den Spuren des Märchenkönigs“. Die App wurde in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und der Agentur Bokowsky + Laymann entwickelt. Die App, die seit dem 26. September 2011 kostenfrei über iTunes zur Verfügung steht, stellt einen multimedialen Location-based Service unter Nutzung von Augmented Reality-Technologie dar.

Für die App konnte neben den digitalisierten Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek zu Ludwig II. auf vielfältige Materialien aus dem Bestand der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen zurückgegriffen werden. Dieser reichhaltige Content (Texte, Bilder, historische Fotografien, Briefe, Karten, museale Objekte etc.) wurde durch speziell für die App entwickelte Features wie Hörbilder, Video-Experteninterviews, Audio-Zeitzeugenstimmen um weitere multimediale Elemente bereichert.

Unterwegs mit dem Märchenkönig

Präsentiert wird diese multimediale Vielfalt als ortsbasiertes Angebot, als ein sogenannter Location-based Service. Hierbei wird in der auf Google-Maps fußenden Kartenansicht oder live im Kamerabild des iPhones angezeigt, was die App zu Orten Ludwigs II. anbietet, die sich in der Nähe des Nutzers befinden. Steht man beispielsweise auf der Ludwigstrasse in München, zeigt die Kamerasicht der App in Abhängigkeit vom aktuellen Standort und der Blickrichtung des Nutzers die Entfernung zu Orten in der Nähe mit Bezug zu Ludwig II. an. Ein Tippen auf diese Anzeige öffnet ein Infofeld mit Kurzinformationen zum jeweiligen Standort, ein weiteres Tippen auf den MEHR-Button öffnet dann die gesamte Palette der zum Ort in der App verfügbaren multimedialen Informationen. Da diese ihrerseits wieder mit anderen Orten, Ereignissen und Personen im Leben des Königs orts- und kontextabhängig verlinkt sind, erhält der Nutzer, ausgehend von seinem aktuellen Standort, einen ebenso breiten wie tiefen Informationsraum zu Ludwig II. Das Leben des Märchenkönigs bietet sich für eine derartige Aufbereitung als multimediale Location Based Application geradezu an, da Ludwig nicht nur gern und häufig in Bayern unterwegs war, sondern durch seine realisierten und geplanten Bauten ganz Bayern zum Schauplatz seiner Vorstellungen eines „idealen Königtums“ gemacht hat.

Die Anzeige von digitalen Informationen in Echtzeit im Kamerabild des Smartphones ist der klassische Anwendungsfall von Augmented-Reality-Technologien. Augmented Reality (Erweiterte Realität) meint die IT-gestützte Erweiterung der visuellen Realitätswahrnehmung, primär die Anreicherung der Kamerabilder moderner mobiler Endgeräte (Smartphones und Tablets) mit digitalen Zusatzinformationen oder virtuellen Objekten mittels Einblendung oder Überlagerung. In der Praxis gestalten sich Augmented-Reality-Anwendungen im Regelfall als Integration digitaler Informationen in das mit einer Smartphone-Kamera aufgenommene Abbild der Realität. Hierbei kann es sich um Texte, Bilder, Videos, Audio-Dateien oder 3D-Animationen handeln. Augmented-Reality-Anwendungen sind als Location-based Services auf die GPS-, Kamera- und Kompassfunktionalitäten moderner Smartphones angewiesen und stellen damit einen wesentlichen „Treiber“ des gegenwärtigen Übergangs vom stationären zum mobilen Internet dar.

Features der App

Die App „Ludwig II. – Auf den Spuren des Märchenkönigs“ bietet unter anderem folgende Features:

  • 140 Orte in Bayern und Europa mit Bezug zu Ludwig II.:
    Auf einer Karte navigierbar findet man die wichtigsten Orte, die im Leben des Märchenkönigs eine Rolle spielten. In der Kamera-View werden der Ortsname, die Entfernung zum Betrachter und Kurzinformationen live in das Kamerabild des Smartphones eingeblendet. Neben der Karten- und Kamerasicht steht als dritte Sicht auf diese Points of Interest eine Listenansicht zur Verfügung, die sich nach Entfernung und Alphabet sortieren lässt. Neben dem unmittelbaren Einsatz vor Ort ist die App daher auch für das bequeme Stöbern vom heimischen Sofa aus geeignet, beispielsweise zur Planung einer Reise „auf den Spuren des Märchenkönigs“.
  • Ausführliche Beschreibung der 80 wichtigsten Orte:
    Für die 80 interessantesten Orte im Leben Ludwigs II. gibt es ausführliche Infotexte, die in Aufmachung und Länge speziell auf die Nutzung mit Smartphones abgestimmt sind. Sämtliche Texte wurden durch ausgewiesene Experten der Bayerischen Staatsbibliothek und der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen eigens für die App verfasst.
  • Über 400 illustrierende Fotos:
    Umfangreiche Bildergalerien mit historischem Bildmaterial aus den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek und der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen bieten dem Nutzer ein anschauliches Bild von König Ludwig II. und seiner Zeit. Die Bilder lassen sich per Fingergeste bequem vor- und zurückblättern und werden von aussagekräftigen Erläuterungen begleitet.
  • Eintauchen in die Geschichte mit Zeitzeugen:
    Gesprochene Zeitzeugenzitate, zum Beispiel von Richard Wagner, Otto von Bismarck oder Ludwigs Hofkoch Theodor Hierneis, vermitteln einen lebendigen Eindruck, wie Personen aus Ludwigs Umfeld des Königs ihn erlebt haben. Auch der König selbst kommt zu Wort.
  • Hörbilder zu besonderen Themen und Orten:
    Die Menge an Text, die man unterwegs auf dem Display eines Smartphones lesen möchte, ist eher begrenzt. Umfangreichere Hintergrundinformationen zu den „Major Sights“, zum Beispiel die Königsschlösser, wurden daher als Hörbilder umgesetzt, die optimal zur Nutzung während der Anreise oder bei Besichtigungen vor Ort sind. Die Nutzer erfahren bei diesem Feature zum Beispiel Hintergründe zur Baugeschichte des Schlosses Neuschwanstein, zu Ludwigs Verehrung der französischen Herrscher des Absolutismus oder zur Gartenanlage von Schloss Linderhof.
  • Expertenwissen zu Ludwig II. im Video:
    Zu den Themenkreisen Architektur, Politik, Musik, Technik sowie Leben und Mythos wurden Interviews mit ausgewiesenen Experten geführt. Die Interviews sind in über vierzig, jeweils rund 90 Sekunden dauernde Videos orts- und oder kontextbezogen verlinkt. Wie alle anderen Inhalte sind auch die Videos in der App selbst hinterlegt, eine Verbindung zum Internet ist also für ihre Nutzung nicht zwingend erforderlich.
  • Ludwigs Wintergarten in der Augmented-Reality-Simulation:
    Ein Highlight der App ist der nicht mehr existente Wintergarten Ludwigs II. Er wurde bald nach dem Tod des Königs abgerissen, lebt jetzt aber in der App als Augmented Reality-Simulation weiter. Stellt man sich in den Kaiserhof der Münchner Residenz und richtet das iPhone auf die Fassade, wird der Wintergarten als 3D-Modell am Originalschauplatz in Echtzeit passgenau in das Kamerabild eingeblendet. Dies ist weltweit einer der ersten – wenn nicht sogar der erste – Einsatz von 3D-Mustererkennung in Smartphones außerhalb von experimentellen Showcases.
  • Vollständige 360-Grad-Ansichten von Thron- und Sängersaal:
    Augmented Reality kommt auch bei den 360-Grad-Panoramaansichten des Thronsaals und des Sängersaals von Schloss Neuschwanstein zum Einsatz. Auch wenn man nicht vor Ort ist, erhält man so einen faszinierenden Einblick in die neugotische Pracht des Schlosses. Das Besondere an 360-Grad-Panoramen im Augmented Reality-Umfeld ist die direkte Ein-wirkung des Nutzers auf Richtung und Blickwinkel der Panoramasicht: Durch Kompass und Gyroskop des Smartphones wird die Illusion erzeugt, man stünde inmitten des Raumes und würde ihn durch Drehen um die eigene Achse erkunden.
  • Eine Eintrittskarte erwacht zum Leben:
    Besucher der drei Königsschlösser Linderhof, Herrenchiemsee und Neuschwanstein können mit der App aus ihren Eintrittskarten eine digitale Miniatur hervorzaubern: Nimmt man die Eintrittskarte mit dem iPhone ins Visier, erscheint ein Modell des besuchten Schlosses als 3D-Simulation. Die Schlossminiatur wandert danach in das Geschenkalbum der App und kann dann auch ohne Eintrittskarte wieder aufgerufen werden.
  • Virtuelle „Geschenke“ an besonderen Orten:
    Die App möchte ihre Nutzer dazu ermuntern, wichtige Orte im Leben König Ludwigs II. zu besuchen. Als kleinen Anreiz hierzu gibt es an einigen Plätzen „Geschenke“ für die Nutzer, sogenannte „Virtual Goods“. Beim Besuch der Hofküche in Hohenschwangau erhält man ein digitales Originalrezept der königlichen Tafel, in Schloss Herrenchiemsee den Stundenschlag der dort ausgestellten Planetenuhr Ludwigs II. als Klingelton. Wer die Todesstelle des Königs am Starnberger See besucht, bekommt Einblick in das psychiatrische Gutachten Dr. von Guddens, das schließlich zur Entmachtung Ludwigs führte. Diese „Gamification“-Elemente sollen den Nutzer dazu animieren, die App zum ständigen Begleiter seiner Ausflüge auf den Spuren des Märchenkönigs zu machen. Alle virtuellen Geschenke können im digitalen Album der App gesammelt werden.
  • „Mit dem König durch das Jahr“:
    Ein weiteres Feature, das den königsbegeisterten Nutzer an die App binden soll, ist der Kalender. Unter dem Motto „Mit dem König durch das Jahr“ gibt es an 148 Tagen im Jahr kurze historische Einwürfe, die verraten, was am jeweiligen Tag im Leben des Königs geschah. Am 20. Oktober ist dort beispielsweise zu lesen, dass an diesem Tag im Jahr 1870 Ludwig II. mehrere seiner Minister nach Versailles schickte, um mit Bismarck über die Zukunft Bayerns zu verhandeln. Der Kalender ist wahlweise am jeweiligen Tag in der App abrufbar oder informiert automatisch per Push-Nachricht.

Nutzung der App

Ein knapp vierminütiger Film, der sämtliche Features „in Aktion“ zeigt, ist auf YouTube zu finden. Die App steht in deutscher und englischer Sprache bei iTunes zur Verfügung. Alle Features – mit Ausnahme der Kartenansicht – sind auch ohne Internetzugang nutzbar. Dadurch ist die App gerade auch für ausländische Besucher (ggf. hohe Roaming-Gebühren) eine einzigartige Gelegenheit, in die Erlebniswelt Ludwigs II. einzutauchen. In leicht reduzierter Version ist der Inhalt der App auch als Kanal für die kostenlosen Augmented-Reality-Browser Junaio, Layar und Wikitude für die Plattformen Android, iOS, Symbian OS, BlackBerry7 und bada verfügbar. Die Nutzung der App ist also nicht auf das iPhone beschränkt.

Lessons learned

Die Gestaltung einer Anwendung wie „Ludwig II.“, die reichhaltigen, multimedialen Content mit innovativer Technologie zusammenbringt, stellt besondere Herausforderungen an die beteiligten Partner. Hier ist es nicht damit getan, dass die contentliefernde Seite dem Technologiepartner die verfügbaren Inhalte übergibt, der dann die softwareseitige Umsetzung auf der Grundlage der vertraglich vereinbarten Features weitgehend in Eigenregie verantwortet. Die eigentliche Aufgabe, die nur in enger und kontinuierlicher Kooperation aller Akteure erfolgreich zu bewältigen ist, liegt in der wechselseitigen Integration von Content und Context: Das Design des Contents muss sich durchgängig den Anforderungen der gewählten Technologie anpassen, und umgekehrt müssen die technologischen Features eine unverwechselbare Contenterfahrung gewährleisten, die so im Rahmen der herkömmlichen Präsentationsformen digitaler Inhalte eben nicht möglich wäre. Erst dann entsteht die angestrebte Einheit von Inhalt und Form, oder anders ausgedrückt: „Content is King, but Context is Queen.“ Die Erfahrungen im Zuge der Konzeptualisierung und Umsetzung der App „Ludwig II.“ lassen sich in folgenden „Lessons learned“ wiedergeben.

Mobile first - resist recycling

Sowohl die Bayerische Staatsbibliothek wie auch die Staatliche Verwaltung der Bayerischen Schlösser, Gärten und Seen verfügen über vielfältige Texte zu Ludwig II., zum Beispiel aus Ausstellungskatalogen, Schloss- und Museumsführern, wissenschaftlichen Beiträgen etc. Keine einzige dieser Vorlagen konnte jedoch 1:1 in die App übernommen werden. Vielmehr mussten die vorliegenden Materialien in eine Vielzahl kurzer Textbausteine umgewandelt werden, deren „Wording“ zudem so zu gestalten war, dass sie in vielfältiger Verlinkung an mehreren „Positionen“ des multimedialen, eher assoziativ als argumentativ aufgebauten Informationsraumes einsetzbar waren. Da war es oft der einfachere Weg, die Texte gleich komplett neu zu verfassen. Für die Gestaltung mobiler Applikationen bedeutet dies allgemein: Der Content ist nie einfach schon vorhanden, sondern er muss für die speziellen Usability-Anforderungen des mobilen Einsatzes im Regelfall neu generiert oder zumindest optimiert werden. Das bedingt insbesondere für die contentliefernde Seite einen erheblichen Aufwand, mit dem zu Projektbeginn so oft nicht gerechnet wird. Eine bloße „Reformatierung“ vorhandener Texte, die im Regelfall auf die sequentielle Nutzung im analogen Medium Buch hin produziert wurden, wird in mobilen Nutzungsszenarien nicht zum Erfolg führen. Das Motto sollte also lauten: „Mobile first – resist recycling!“

Zeit- und Kostenaufwand der Übersetzung

Eine App zu einer der bedeutendsten Personen der deutschen Geschichte muss sicherlich zunächst in deutscher Sprache umgesetzt werden. Im Interesse ihres weltweiten Erfolges im App-Store ist aber eine englischsprachige Version ebenfalls unabdingbar. Hier ist zu beachten, dass gerade bei einer „Content-rich“-App die englische Übersetzung einen nicht unbedeutenden Aufwand und entsprechende Kosten verursacht, die gar nicht in den Blick treten, solange man es ausschließlich mit experimentellen Showcases oder werbenden Anwendungen zu tun hat. Für die App „Ludwig II.“ waren insgesamt rund 250 Seiten Textelemente, 400 Bildunterschriften rund mehrere Stunden Hörbilder und Zeitzeugenstimmen sowie 148 Kalendereinträge zu übersetzen. Hierbei wurde auch deutlich, dass das Englische keineswegs immer kürzer als das Deutsche ist, so dass bei zahlreichen englischen Textelementen Neuformatierungen und Anpassungen des Screen-Layouts vorzunehmen waren.

Der Mix macht's

Die cutting Edge Augmented-Reality-Features sind sicherlich die Höhepunkte der App und stehen bei allen Präsentationen und Promotion-Aktivitäten stets im Mittelpunkt. Dennoch sind sie nur das „Sahnehäubchen“ auf dem multimedialen Mix aus Texten, Bildern, Videos und Hör-bildern, die in ihrer Gesamtheit die Qualität des Angebotes ausmachen. Für sich allein können die Augmented-Reality-Features zwar kurzfristig für Aufmerksamkeit sorgen, aber keine wiederkehrende und langfristige Nutzerbindung an die App gewährleisten. Hier gilt also die Devise: Nicht einem Feature allein vertrauen, der Mix macht’s!

Die Welt vom Sofa aus

Eine Location-based App wie „Ludwig II.“ sollte immer auch einen ortsunabhängigen Zugang zum angebotenen Content bieten, da sie sonst für alle Nutzer, die sich nicht an den jeweiligen Orten der App aufhalten (also für den ganzen „Rest der Welt“) eher uninteressant bleibt. Im vorliegenden Beispiel wird dies durch die Listenansicht zu allen in der App referenzierten Orten gewährleistet, die die App auch für eine Sofanutzung tauglich macht. Die App kann so ganz wie ein traditioneller Reise- und Kunstführer auch zur Vorbereitung einer Reise zu den Schlössern und Stätten im Leben Ludwigs II. genutzt werden.

Gamification-Faktor

Speziell die Gamification-Elemente der App, die ein Feature erst aktivieren, wenn man sich in dessen räumlicher Nähe befindet, sind dann, wenn diese Features über große Distanzen verteilt sind (in unserem Fall: über ganz Bayern), nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand zu testen. Man wird sich hier zwangsläufig auf einen Testlauf zum Ende der Implementierungsphase beschränken und hoffen, dass man im Echteinsatz keine bösen Überraschungen erlebt.

Expect the Unexpected

Schließlich gilt bei der Umsetzung einer Location-based-App immer: Erwarte das Unerwartete! Auch abgesehen von wechselnden Licht- und Witterungsverhältnissen, die das Funktionieren der Augmented-Reality-Features beeinträchtigen können, sind die Locations selbst, an denen die App funktionieren soll, ein grundsätzlich „unberechenbarer“ Faktor. Wir haben diese Erfahrung mit der Wintergartensimulation gemacht. Bei einem letzten Test kurz vor der Einreichung im App-Store bot sich uns im Kaiserhof der Münchner Residenz ein unerwarteter Anblick: Exakt die in der Programmierung des Features vorgesehene optimale Position des App-Nutzers war durch ein neuerrichtetes Baugerüst für auf längere Sicht „verbaut“ und musste auf die Schnelle neu justiert werden.

Fazit

Mit der Multimedialität ihrer Inhalte zeigt die App „Ludwig II. – Auf den Spuren des Märchenkönigs“ paradigmatisch, wie Content aus Bibliotheken, Archiven und Museen in den mobilen Nutzungsszenarien der digitalen Welt spartenübergreifend fruchtbar gemacht werden kann. Die App kann damit auch beispielhaft sein für künftige, thematisch fokussierte Angebote im Kontext nationaler und internationaler Kulturportale wie der EUROPEANA und der „Deutschen Digitalen Bibliothek“ (DDB).

Darüber hinaus lässt sich die App als Experimentierfall für die multimediale Entgrenzung der klassischen Informationseinheit „Buch“ in der digitalen Informationswelt verstehen. Allein schon die vielfältig kontextualisierten und multimedial verlinkten Texte der App ergeben zusammengenommen rund 250 Seiten, also bereits ein veritables Buch. In der App wird die traditionelle, für das Medium Buch charakteristische Sequentialität der „lesenden“ Nutzung vollständig zugunsten der neuen Ordnungsform des ortsbezogenen Zugriffs aufgelöst: Der digitale Content wird präsentiert mit Bezug auf den Ort, an dem ich mich als Nutzer gerade befinde, und mit Bezug auf das konkrete Nutzungsinteresse, dass ich an diesem Ort aktuell habe. Inwieweit sich derartige Szenarien in der digitalen Präsentation kultureller Inhalte durchsetzen werden – um am Ende vielleicht sogar den klassischen Reise/Kunstführer und Ausstellungskatalog zu verdrängen – wird die Zukunft des mobilen Internets zeigen.

 
Ein Artikel von Dr. Klaus Ceynowa und Markus Bokowsky für die deutsche Fachzeitschrift "Mobile Technology", Ausgabe 2/2012.

 
 


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